Bergwacht Schwarzwald freut sich über neue Berg-Rettungswache Hinterzarten
Hinterzarten. Es war ein Tag wie gemalt. Die Sonne lachte an diesem ersten Dienstag im September von einem strahlend blauen Himmel. Und beim Feuerwehr-Gerätehaus in Hinterzarten blickte man an diesem warmen Spätsommertag in unzählige strahlende Gesichter. Der Grund liegt in unmittelbarer Nachbarschaft – es ist die neue Bergrettungswache, die aktuell modernste Einrichtung ihrer Art in Baden-Württemberg, die mit der symbolischen Schlüsselübergabe durch Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl offiziell ihrer Bestimmung übergeben wurde.
Vorbei ist endlich die Zeit der Behelfslösung im alten Feuerwehr-Gerätehaus der Hochschwarzwaldgemeinde mit drangvoller Enge in der Garage und wenig Platz für die Einsatzfahrzeuge, fehlenden Sozialräumen und Toiletten. Im Winter mussten die Fahrzeuge oft vor dem Gebäude geparkt werden – bei einem Notruf galt es für die Helfer der Bergwacht erst einmal die vereisten Autoscheiben vom Frost oder Schnee zu befreien. Die neue Bergrettungswache ist ein Meilenstein in der Geschichte der Bergwacht Schwarzwald und im Besonderen für die 25 Mitglieder der Bergwacht Hochschwarzwald am Stützpunkt Hinterzarten. „Heute ist ein besonderer Freudentag, heute ist ein großer Tag für uns, es war anstrengend in den letzten Monaten und alles mit viel Arbeit verbunden, da geht einem viel durch den Kopf“, blickt Adrian Probst, Landesvorsitzender der Bergwacht auf einen langen Kraftakt zurück.
Vor etwa sieben Jahren waren die ersten Planungen für eine neue Heimat der Bergwacht im Hochschwarzwald angelaufen. Es begann eine Odyssee in Sachen Standortfrage und Finanzierung. Mit Hinterzarten, verkehrsgünstig gelegen, war alsbald ein möglicher Standort gefunden. Und Ende des Jahres 2019 kam Schwung in das Vorhaben. Der Gemeinderat stimmte dem Antrag zum Neubau in unmittelbarer Nähe zum Feuerwehrgerätehaus zu. Die Gemeinde Hinterzarten stellte das Grundstück zur Verfügung und legte 50.000 Euro oben drauf. „Wir hier in Hinterzarten haben es für sehr wichtig erachtet, weil im touristischen Bereich die Bergwacht notwendig ist, es ist aber auch eine Einrichtung für den ganzen Hochschwarzwald“, erklärte Bürgermeister Klaus-Michael Tatsch.
Das Architekturbüro Sennrich & Schneider (Breisach) machte das Rennen bei einem Architektenwettbewerb. Der Siegerentwurf für den Neubau ist eine Neuinterpretation von historischen natürlichen Holzbauweisen mit geschichtlichem Bezug. Der typische Schwarzwälder Eindachhof wird dabei aufgegriffen und hebt durch seine Form die Besonderheiten dieses Schwarzwälder Bautyps hervor. Das Gebäude besteht aus einem alles überspannendes Rahmentragwerk aus regionalem Holz. Dadurch übernimmt das Gebäude eine Vorbildfunktion für weitere geplante Bergrettungswachen im Schwarzwald und gibt einen Anstoß für geplante Neubauten in Holzbauweise.
Wie zumeist bei großen Bauvorhaben spielt die Finanzierung eine gewichtige Rolle. Und die Aufgaben für die Verantwortlichen wurden durch die Corona-Pandemie nicht leichter. Die Kosten für das Projekt lagen beim Spatenstich am 30. Mai 2022 noch bei rund 1,5 Millionen Euro. Bis zur Einweihung sind die Baukosten auf circa 1.76 Millionen Euro angewachsen. Das Land Baden-Württemberg hat das Bauprojekt mit knapp 1,3 Millionen Euro gefördert. Die weitere Finanzierung setzt sich aus Zuschüssen aus verschiedenen Töpfen und Spenden sowie Eigenmitteln der Bergwacht Schwarzwald zusammen. Auch wenn bei der neuen Bergrettungswache noch einige Handwerksarbeiten zu erledigen sind, freut sich Oliver Bieber auf das neue Zuhause. „Es ist heute ein besonderer Tag, wir freuen uns seit Jahren auf diesen Tag, es hat viel Zeit und Energie gekostet. Noch mehr freuen wir uns über den Einzug in das neue Betriebsgebäude in ein paar Wochen“, so der Vorsitzende der Ortsgruppe Hochschwarzwald.
Mit dem Neubau der Bergrettungswache in Hinterzarten wurde ein zentraler Punkt nordöstlich des Feldbergs bergrettungsdienstlich erschlossen und damit ein Tourismus-Schwerpunkt im Sommer, wie im Winter abgedeckt. Die moderne Bergrettungswache in zentraler Lage bietet alle benötigten Räumlichkeiten von den Sanitäranlagen über Funkraum, Materiallagerraum und Trockenraum bis zur Fahrzeughalle mit drei Stellplätzen. „Die Vorteile sind mannigfaltig, wir haben alles an einem Ort, die Fahrzeuge stehen nebeneinander in den Fahrzeughallen, wir haben ein neues Zuhause, das ist auch emotional für die Gruppe ganz wichtig“, ergänzt Bieber.
Was leistet die Bergwacht und wann wird diese gerufen? 70 bis 80 Einsätze stehen statistisch für die ehrenamtlichen Helfer der Bergwacht-Ortsgruppe Hochschwarzwald jährlich zu Buche. Die Einsätze verteilen sich auf die Winter- und Sommermonate fast gleichmäßig. Die Schwerpunkte der Bergwacht-Arbeit liegen im Höllental, am Feldberg und in der Wutachschlucht. „Die Einsätze werden immer komplexer, wir stehen vor immer neuen Herausforderungen. Es gibt im Frühjahr die Situation, dass am Feldberg noch die Lifte laufen, gleichzeitig muss in Freiburg ein Mountainbiker auf der Strecke gerettet werden. Wir müssen gleichzeitig Winter- und Sommeranforderungen erfüllen. Unter dem Strich ist einfach klar, es werden immer mehr Einsätze“, erläutert Adrian Probst. Die Bilder vom Spatenstich bis zur Schlüsselübergabe gibt es hier: (joh)
Bild zur Meldung: Schlüsselübergabe: Die Architekten und Innenminister Thomas Strobl überreichen symbolisch den Schlüssel der neuen Bergrettungswache an den Landesvorsitzenden Adrian Probst und den Vorsitzenden Oliver Bieber - Foto: Hahne / johapress